Montag, 13. Mai 2013

Bukit Lawang - Im Dschungel von Sumatra

Durch Zufall stießen wir bei unseren Recherchen über unsere Weiterreise auf Bukit Lawang in Sumatra. Dieser kleine Ort mit nur ein paar hundert Einwohnern, ist das Tor zum Gunung Leuser Nationalpark. Anfang der 1970er Jahre wurde hier auf Initiative des WWF ein Schutzgebiet für Orang Utans eingerichtet, das auch Auswilderungen ehemals gefangener Exemplare erfolgreich ist. Wir fanden im Internet auch Angebote an Dschungel-Treks und entschieden uns für eine zweitägige Wanderung. Bereits zu diesem Zeitpunkt keimte in uns die Hoffnung auf, dass wir mit viel Glück einen dieser sanften "Waldmenschen" in freier Wildbahn zu Gesicht bekommen könnten!


Doch vorher mussten wir erst nach Indonesien einreisen! Von Singapur flogen wir nach Medan, wo wir uns für das Visa on Arrival anstellten und ein Schild mit "Passport", "Arrival Card" und "Return Ticket" vor uns sahen.

Natürlich konnten wir wieder einmal kein Flugticket vorweisen und das Schild machte uns etwas nervös. War aber (wie mittlerweile üblich) gar nicht notwendig. Die 25 US-Dollar und ein flüchtiger Blick in den Reisepass reichten aus. Schön langsam stellt sich mir die Frage, warum die Einreisebestimmungen so streng formuliert sind, wenn sie schlussendlich nirgendwo eingehalten werden. Aber egal... uns soll´s Recht sein!

Ertmals genossen wir einen Pick-Up-Service und wurden von einem Schild mit "MARTHIN" drauf und einem Lächeln erwartet. Nach ca. dreistündiger Fahrt kamen wir in Bukit Lawang an. Das Dorf liegt knapp an die Ufer des Flusses Bahorok gebaut und das Leben spielt sich somit hauptsächlich im und am Wasser ab.

Der Bahorok "River"
Bukit Lawang
Der Empfang war unglaublich. Jeder grüßte, viele wollten ein Gruppenfoto mit den Europäern. Um zu unserem "Thomas´ Retreat" zu gelangen, mussten wir den Fluss überqueren. Und dies ist trockenen Fußes nur auf den vier lebensgefährlich anmutenden Hängebrücken möglich.

Steffi hat sich mit den Brücken nicht Recht anfreunden können
Was aber auch irgendwie verständlich war
Die Wahl unserer Unterkunft war wieder einmal goldrichtig! Vier Zimmer, einfach aber liebevoll gestaltet, Fluss auf der einen, Dschungel auf der anderen Seite, fantastisches (und günstiges) Essen und vor allem eine familiäre Atmosphäre, wie wir sie bislang noch nicht erlebt haben!

Draußen nett...
Drinnen nett...
Essen nett...
Den ersten Tag ließen wir dann auch hier ausklingen. Für Unterhaltung sorgten die plötzlich überall auftauchenden Affenbanden, eine (wie sich später herausstellte giftige) Schlange und die Angestellten.

Vor unserem Zimmer gefunden. Sah nicht nur giftig aus...
Da waren die schon netter...
Vor unserem zweitägigen Abenteuer im Dschungel, hatten wir noch einen Tag zur Erholung. Wir wollten zu einer ca. 45 Minuten entfernten Fütterungsplattform und dort unsere ersten Orang Utans in freier Wildbahn sehen! Gerade, als wir unser Zimmer verlassen haben, fragte mich eine unserer "Gastmütter", ob ich kurz Zeit hätte. Klar, wofür? Für ein Interview mit einer halben Schulklasse! Die Kinder mussten quasi als Projekt Touristen befragen, um ihr Englisch zu verbessern. Dies wurde mit dem Handy aufgenommen und ging eher holprig über die Bühne. Wo wir herkommen, wie wir heißen, ob wir Bukit Lawang mögen, wie lange wir reisen, wie alt wir sind,... Als der Redelsführer nicht mehr weiter wusste, schnappte er sich die hauseigene Gitarre und gab ein paar Beatles Songs zum Besten. Steffi bekam überdies auch noch ein verfrühtes Geburtstagsständchen!

Wir haben in den paar Tagen sicher für über 20 Gruppenbilder mit Einheimischen herhalten müssen...
Nach ca. einer Stunde konnten es dann doch losgehen! Kurz vor dem Ziel musste man den Fluss noch mit einem Schlauchboot überqueren. Wir waren jedoch viel zu früh für die Nachmittagsfütterung dort und mussten somit auf der falschen Flussseite warten. Auch hier sorgten die Makaken wieder für Kurzweile!

Das Ziel war schon zum Greifen nah. Doch wir kamen nicht über den Fluss!
Aber auch auf der falschen Seite des Flusses wurden wir bestens unterhalten!
Plötzlich begann es wie aus Kübeln zu schütten! Innerhalb von Sekunden waren wir platschnass und nach Minuten unsere Finger aufgeweicht. Die Bezeichnung REGENwald hat durchaus ihre Berechtigung! Auch in den folgenden Tagen öffnete der Himmel mindestens einmal seine Schleusen!

Dafür braucht es eigentlich eine heiße Badewanne!
Irgendwann stellte sich dann heraus, dass die heutige Fütterung aufgrund des angeschwollenen Flusses ausfällt. Die Orangutans mussten also heute selbst etwas finden und wir ohne unser Ziel erreicht zu haben wieder zurück. Wenn nicht hier, wo dann? Wir sahen unsere Chancen auf eine Sichtung wörtlich den Bach hinuntergehen!

Zurück in "Thomas´ Retreat" wurden noch die Details des nächsten Tages besprochen und der Abend bei Gitarre und Gesang beschlossen.

Lang hat´s dauert, lustig war´s!
Unsere Gruppe bestand aus sechs Touristen und drei einheimischen Führern. Deren Chef Thomas beschloss kurzfristig die Route zu ändern und den Großteil der Tour bereits am ersten Tag hinter uns zu bringen. Er bereitete uns auf ca. acht Stunde Marsch durch den Dschungel vor und sollte damit ziemlich richtig liegen.

Da dieser Beitrag bereits jetzt ziemlich umfangreich geworden ist und für die Beschreibung der Erlebnisse dieser zwei Tage kaum die richtigen Worte zu finden sind, fahren wir nun in Form einer Bildgeschichte fort:

Zu Beginn der Tour drehten sich die Erklärungen von Thomas noch um die Flora

Nelken
Kakao
Kautschuk
Dann ging es tiefer in den Dschungel und schon bald trafen wir auf unseren ersten Affen

Einer der breiteren und leichteren Pfade
Meist sah es in etwa so aus
Thomas Leaf Monkey
Kurze Zeit später auf einmal Aufregung! Drei Orang Utan Damen mit Babies!

Seltenes Bild für Einzelgänger
Jede Dame mit einem Baby!
Und immer ein Auge auf uns gerichtet
Irgendwann zogen wir dann doch weiter und stärkten uns mit Früchten

Und plötzlich saß ein Überraschungsgast neben uns
Dem hat´s auch geschmeckt
Kurze Zeit nach dem Aufbruch wurde auch Thomas nervös und sprintete davon. Wir hinterher!

Der Grund: Gibbons! Man hört sie immer und überall, sieht sie aber nur selten!
Sie scheinen durch den Urwald zu fliegen! Fantastisch!

Bald kam es zur nächsten Orang Utan Sichtung

Im Hintergrund: Mina!
Anscheinend eine der aggressiveren Zeitgenossen

Nach ca. vier Stunden Marsch durch das Unterholz gab´s Mittagessen! Davor aber noch ein Treffen!

Wir mussten uns die Begegnungen hart erarbeiten
Doch wir wären für diese Bilder auch doppelt so weit gelaufen!
Hier eine sehr zutrauliche Dame!
Unglaubliches Gefühl!
Süß?!
Nasi Goreng!
Nach dem Essen wartete noch einmal die gleiche Distanz auf uns. Also vier Stunden über Stock und Stein! Nicht mehr so ereignisreich wie der Vormittag aber dafür mit dem Absoluten Highlight (neben so vielen anderen)! 

Das dichte Grün wurde nur selten unterbrochen
Und dann kam Jackie!
Sehr lange in Gefangenschaft gelebt und immer noch sehr anhänglich
Es stellte sich heraus, dass sie mich als Geisel genommen hat! Ich kann das Stockholm-Syndrom nun bestätigen!
Erst unzählige Bananen und ein Sack Orangen reichten ihr  als Lösegeld!

Irgendwann kamen wir dann in unserem Camp an! Dort wurden wir nochmal verköstigt und versuchten dann zu schlafen! Gar nicht so einfach, wenn man bedenkt, dass es hier auch Bären und sogar Tiger gibt!

Unser Camp
Martins Hose
Unser Abendessen!
Wenn jemand "Lizard!" sagt, rechnet man eigentlich mit einer "Eidechse"...
...und nicht einem über zwei Meter langen Dinosaurier!
Was für ein Anblick am Morgen! Den Fluss sind wir dann auf zusammengebundenen LKW-Schläuchen bis Bukit Lawang geraftet! Die Kamera war leider (oder Gott sei Dank) zu diesem Zeitpunkt wasserdicht verpackt!
Die Tour war einfach unglaublich und unsere Gefühle während der Begegnungen mit unseren Verwandten nicht zu beschreiben! Man kann nur hoffen, dass der jetzige Zustand in Bukit Lawang so lange wie möglich erhalten bleibt. Laut Thomas stellt diese Art des (noch) sanften Öko-Tourismus für das Überleben der Orang Utans beinahe die einzige Chance dar. Denn ohne Touristen, würde das Schutzgebiet nicht lange vor (legaler oder illegaler) Abholzung verschont bleiben. Und somit der jetzt schon kleine Lebensraum für diese unglaublichen Tiere (???) weiter schrumpfen!

Nach fünf Tagen auf Sumatra und den unvergesslichen Erlebnissen, sind wir mittlerweile auf Bali um zu surfen und Steffi´s Geburtstag zu feiern! Sollte sich auch hier etwas Erwähnenswertes ereignen, lassen wir es euch natürlich wissen!

Bis dahin!
Steffi und Skrivi

1 Kommentar:

  1. wunder-, wunderschön!!!!! wären gerne dabei gewesen!!!!lg. mama

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