Donnerstag, 24. Oktober 2013

Ab nach Bolivien - Puno, Copacabana, La Paz, Cochabamba

Immer noch überschwänglich von unserem Besuch in Machu Picchu, ging es mit dem Zug von Aguas Calients zurück nach Cusco und von dort direkt mit dem Bus weiter nach Puno am Titicacasee. Hier gab es wieder Tourangebote in Hülle und Fülle. Auf eines ließen wir uns dann auch ein. Und dies sollte uns in unsere Meinung darüber und über unsere "Do-it-yourself-Art-des-Reisens" bestärken!

Puno ist nicht wirklich eine schöne Stadt. Attraktiv für Touristen ist sie wohl nur aufgrund des Titicacasees. Dessen Daten sind natürlich mehr als beeindruckend: mit einer Fläche von ca. 8.300 km² (vgl. Bodensee: 539 km²) ist er der 18.-größte See der Welt. Und das 3.800 m über dem Meeresspiegel! Nüchtern und objektiv betrachtet war er (zumindest von Puno aus) einfach nur ein nicht besonders sauberer See. Das Erahnen seiner Größe wurde durch die Bucht bei Puno ebenfalls eher schwierig.








DIE Hauptattraktion schlechthin stellen hier jedoch wohl die Urus auf ihren schwimmenden Inseln aus Schilf  dar. Für uns war jedoch schnell klar, dass dieser "Menschenzoo" keinen Besuch wert ist. Die Vorstellung, dass dieses "Volk" tatsächlich noch so lebt wie vor hunderten von Jahren und nicht nur eine Show für Touristen abzieht, war uns doch zu weit hergeholt.

Weil uns anscheinend die Höhe noch nicht reichte, stiegen wir als eine der wenigen Alternativen zu einem Aussichtspunkt mit Kondor auf. Nochmal 1-200 m mehr, die jede der unzähligen Stufen zu einer außergewöhnlichen Anstrengung machten. Die Aussicht war dann auch um einiges besser!






Das war aber auch bald erledigt. Zeit hatten wir noch genug und so buchten wir von unserem wirklich netten Hostel aus eine kurze und günstige Tour zu den Grabanlagen in Sillustani. Mit dem Minibus wurden 20 Teilnehmer aus den verschiedensten Hotels abgeholt und schon ging die Fahrt los. Soweit so gut. Einziger Anlass zur Kritik war zu diesem Zeitpunkt noch der Guide. Sein Mix aus Spanisch und Englisch war etwas schwer zu verstehen, aber ok. Nur die zwanghafte "Spaßigkeit" ("My friends! We are friends for the next hours! I´m Bruno! Bruno from Puno! Hahahaha!" usw.) mit der er seinen Job versah, sorgte schon zu Beginn für Augenrollen...

Die Gegend um die von den Inka benutzten aber bereits von deren Vorgängern angelegten Grabanlagen war dann durchaus schön. Auch die Grabtürme mit einer Höhe von bis zu 12 Metern waren beeindruckend und "Bruno-from-Puno´s" Erklärungen auch gar nicht so uninteressant.







Nach einer kurzen Wanderung in der Gegend versammelten sich die Teilnehmer wieder im Minibus und wir dachten schon, die Tour ohne gröbere Verstöße gegen unsere selbst auferlegten Reiseregeln (Keine gemeinsamen Zwangs-Gruppen-Essen! Keine "Menschenzoos"! Keine sonstigen Peinlichkeiten, die man nur in der Gruppe zustande bekommt!) hinter uns gebracht zu haben. Doch dann kam Bruno-from-Puno mit einem folgenschweren Vorschlag...

"This is not part of the tour but who wants to see a tradiotional indigena family and visit them in their traditional home and see their traditional lifestyle?"

Oh nein! Doch noch ein Menschenzoo! Schnell "NOOO!" geschrien! Doch leider wurden diese Schreie von elf "SI!" und sieben "YES!" übertönt und überstimmt. Also stand der nächste Halt fest...

Bitte dies nicht falsch zu verstehen! Eines unserer Ziele für die Reise war, mit der jeweiligen Bevölkerung in Kontakt zu kommen. Und dies ist uns bis jetzt (auch ohne Touren) sehr gut gelungen! Die Armut der Menschen in vielen Teilen unserer Erde ist natürlich bedrückend! Vor allem, wenn man sie aus nächster Nähe erlebt.  Natürlich wird eine arme Bauernfamilie in den Hochebenen von Peru jeden Sol, den sie bekommen kann auch dankend annehmen.  Und natürlich ist ihr dies auch zu gönnen! Doch die Art und Weise, wie diese arme Familie dann "vorgeführt" wurde und sich eine Gruppe von 20 wohlstandsverwöhnten Touristen an ihrer Armut ergötzten, war beschämend und zum Weinen! Von einer Station zur nächsten wurden die Armen "getrieben". Wie wird Mehl gemahlen, wie der Garten mit einer Steinaxt (!) gepflügt (komischerweise wurden die Nachbarfelder von Traktoren bearbeitet), wie ein Teppich gewebt... natürlich durften auch die Touris mal probieren. Die obligatorische Besichtigung des Meerschweinchen-Stalles durfte auch nicht fehlen...






Natürlich haben auch wir im Anschluss ein paar Soles in die Spendenbox geworfen! Und wie gesagt, sei der Familie jeder einzelne davon mehr als gegönnt! Doch diese Vorführung hat meiner Meinung nach nichts mit Authentizität zu tun! In den kleinen Dörfern im Colca Canyon trafen wir auf sicher eben so arme Menschen und traten einfach in direkten Kontakt mit ihnen. Sei es nur durch ein "Buenos Dias!" oder die Frage nach dem Weg. 

Ich verstehe auch, dass nicht jeder alleine vier Tage im Niemandsland durch die Gegend laufen will oder kann, um eine Begegnung auf "natürliche" Art zustande zu bekommen und, dass wir einfach den großen Vorteil von viel Zeit auf unserer Seite haben. In einem zweiwöchigen Urlaub will man so viel wie möglich in so kurzer Zeit wie möglich erleben und dafür sind organisierte Touren wohl unumgänglich. Doch wir haben die Zeit eben auf unserer Seite und werden daher auch oder in Zukunft noch mehr versuchen, unseren "Do-it-yourself-Weg" weiterzugehen! Und so hoffentlich auch in Zukunft den Menschen auf unserer Erde ohne Schauspiel und vor allem auf Augenhöhe begegnen zu können!

Sodala... genug abgeschweift! Weiter im Text!

Von Puno aus war es dann nur noch ein Katzensprung bis zur bolivianischen Grenze. Bolivien? Genau! Hatten wir eigentlich gar nicht auf unserem Plan! Doch Gott sei Dank haben wir im Vorfeld auf ein Around the World Ticket verzichtet und konnten so unseren unausgereiften Plan für Südamerika (Peru, Ecuador, Venezuela) noch überarbeiten! Dieser sieht nun vor, bis kurz vor Weihnachten so weit wie möglich über Bolivien, Chile und Argentinien weiterzureisen und dann unser Jahr karibisch in Mexiko ausklingen zu lassen!

Kurz nach dem Grenzübertritt in Land Nummer 13 unserer Reise, erreichten wir Copacabana. Kommt euch bekannt vor? Uns auch! Dieser kleine Wallfahrtsort am See ist aber nicht nach dem Ortsteil / Strand in Rio de Janeiro benannt, sondern umgekehrt! Aus der "bedeutendsten Kirche Boliviens" wurden Heiligenfiguren nach Brasilien gebracht und so bekam die dortige "Copacabana" ihren Namen.






Von hier aus sieht auch der Titicacasee um einiges interessanter (und vor allem größer) aus als von Puno betrachtet. Um diesen Eindruck noch zu verstärken, machten wir uns noch auf den Weg auf den "Calvario". Ein kurzer aber anstrengender Aufstieg, der uns von 3.800 auf 4.000 Meter führte.







Ansonsten haben wir hier im Ort einfach die Ruhe genossen! Der Unterschied zu den größeren peruanischen Städten war riesig! Keine hupenden Autos, kein Smog, keine Menschenmengen, einfach ein fast verschlafener und netter kleiner Ort.

Ach ja, etwas "aufregendes" passierte dann doch noch: Mein in Neuseeland reparierter Zahn hat doch nicht so gut gehalten, wie erhofft. Mein Alptraum wurde also wahr: Zahnarzt in Südamerika! Im Internet recherchierten wir etwas. Und wir fanden einen in den USA ausgebildeten Doktor mit guten Bewertungen. In La Paz.

Denn das war unsere nächste Station. Mit dem Bus ging es viereinhalb Stunden lang über Bergstraßen. Mit einer kurzen Unterbrechung, denn es musste auch noch der Titicacasee mit Fähre (für den Bus) und kleinen Booten (für die Passagiere) überquert werden.





Gleich nach der Ankunft im Hotel ging es für mich weiter zum Zahnarzt. Es war kein Unterschied zu unseren festzustellen und der Zahn sollte nun wirklich zumindest bis wir wieder daheim sind halten.

An den nächsten Tagen erkundeten wir dann La Paz. Und es war wieder chaotisch! Wir brauchten etwas Zeit, um uns hier zurecht zu finden! Unglaublich, wie der komplette Kessel mit Häusern zugebaut wurde. Doch es gab natürlich auch schöne Seiten! Viele tolle Plätze mit wunderschönen Gebäuden, der großartige Mirador Kili Kili und das Beste: Wir waren zum 450. "Geburtstag" in der Stadt und es gab überall Feiern und Aufführungen!





















Nach drei Nächten ging es dann weiter nach Cochabamba. Warum, wissen wir selbst nicht so genau. Die Fahrt mit dem Bus dauerte ca. neun Stunden. Leider überlebten diese nicht alle! Ein Ziegenbock war auf der Straße wohl etwas abgelenkt. Und wir mussten diese Tragödie von unseren Panoramaplätzen im ersten Stock (damit Steffi nicht schlecht wird) aus nächster Nähe beobachten.









Am Ziel, einer für bolivianische Verhältnisse modernen Stadt angekommen, gönnten wir uns einfach mal wieder ein paar Tage Pause. Vor allem im idyllischen Garten des netten Hostal El Jardin.






Wir beschäftigten uns hier auch viel mit unserer Weiterreise. Unsere bisherigen Busfahrten in den Anden waren noch halbwegs OK. Sicher, es waren Berg- und Talfahrten, wir sahen den ein oder anderen ausgebrannten Bus in diversen Schluchten und Gräben und da war natürlich auch noch der arme Ziegenbock. Doch sie waren noch halbwegs OK. Was wir aber über die Strecken nach Süden so alles lesen und hören mussten, war doch etwas beängstigend!

Als nächstes Ziel hatten wir Sucre auf dem Plan. Die alte und mittlerweile nur noch zweite Hauptstadt (Regierungssitz: La Paz, Sitz des Obersten Gerichts: Sucre) Boliviens, soll zu den schönsten Städten Südamerikas zählen. Doch die Anreise soll der wahrste Horror sein. Wir versuchten trotzdem unser Glück am Busbahnhof, um wenigstens unsere Lieblingsplätze im ersten Stock am Frontfenster zu ergattern.

Doch leider: keine Reservierungen am Vortag! Und: nach Sucre fahren nur einstöckige Busse! Sieht man da in der ersten Reihe auch irgendwie die Straße? Nein! Da wird alles mit Vorhängen zugemacht! Steffi standen die Tränen in den Augen...

Also zurück ins Hostel. Dort kamen wir dann irgendwie auf die Idee, dass wir ja theoretisch auch fliegen könnten und wurden auch bald fündig! Statt zehn Stunden Horrorfahrt, gibt es auch einen halbstündigen Flug! Um ca. EUR 25,00!!! Klare Sache, das machen wir!

Ob sich diese Entscheidung auszahlen oder rächen wird, sehen wir dann morgen und ist (hoffentlich) in Kürze an dieser Stelle nachzulesen!

Bis dahin!

Steffi und Skrivi







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