Sonntag, 6. Oktober 2013

Colca Canyon - Vier Tage Abenteuer!

Wie geplant, sind wir von Paracas mit dem Bus nach Nazca weitergereist. Die vierstündige Fahrt führte erstmals durch etwas gebirgigeres Terrain. Wir kamen den Anden also schrittweise näher! Und auch für die schwer reisekranke Steffi war sie halbwegs erträglich! 

Nazca ist hauptsächlich oder ausschließlich für die gleichnamigen Linien und Figuren bekannt, die hier irgend eine mehr oder weniger unbekannte Kultur aus irgend einem unbekannten Grund vor nicht genau bekannter Zeit in die Landschaft geritzt hat. Das bemerkenswerteste Attribut ist wohl die schiere Größe. Und gleichzeitig auch das problematischste: denn richtig zu sehen kriegt man sie nur durch einen Überflug. In kleinen Kisten, die keine Sicherheit, sondern nur Übelkeit garantieren!

Diese Option schied für uns also bald aus. Wir nutzten Nazca ausschließlich, um die Zeiten im Bus zu verkürzen. Die eingeritzten Symbole waren aber auch in der Stadt selbst überall zu sehen.

So sah´s aus, bei den Nazca-Linien
Und so in Nazca selbst.
Die Figuren sind hier auch überall
Wer trotzdem mehr davon sehen will, ist mit Google Maps gut bedient...

Für uns ging es mit dem nächsten Nachtbus weiter nach Arequipa. Die neunstündige Fahrt führte halsbrecherisch über Bergstraßen durch die Nacht. Man spürte nicht nur durch den im Bus servierten Coca-Tee, dass wir nun in höhere Gefilde kamen!

Arequipa selbst ist die zweitgrößte Stadt Perus und liegt immerhin auf 2.300 Metern. Die Einwohnerzahl schwankt zwischen 800.000 (Wikipedia) und 2.000.000 (Taxifahrer). Nachdem wir auch die endlos scheinenden Suburbios zu Gesicht bekommen haben, ist letzteres glaubwürdiger.

Die Vororte einer wunderschönen Stadt
Die Innenstadt zeigte dann ein ganz anderes Gesicht! Traumhafte Architektur, unzählige  Kirchen, alles aus weißem Vulkangestein ("La Ciudad Blanca"), umringt von 6.000 Meter hohen Vulkanen!

Plaza de Armas
Und überall ein 6000er im Hintergrund
Wir mieteten uns hier für zwei Tage ins tolle und sehr zentral gelegene Los Andes Bed and Breakfast ein. Unser Plan sah eigentlich vor, im Anschluss den Colca Canyon zu erkunden und dann irgendwie nach Cuzco weiterzureisen. Doch es kam wieder einmal anders...

Denn wir entdeckten, dass quasi "im" Los Andes eine Sprachschule beherbergt ist. Die Idee, mit einem Intensivkurs meine noch vorhandenen paar Brocken Spanisch wieder aufzupeppen und Steffi den Einstieg in diese Sprache zu ermöglichen, gefiel uns auf Anhieb. Besonders in Hinblick auf die verbleibenden vier Monate in Lateinamerika, könnte uns dies noch von Vorteil sein!

Leider war zu dieser Zeit nichts verfügbar! Erst wieder in fünf Tagen. Ok... Zeit ist nicht unser Problem! Wir könnten auch dann noch einen einwöchigen Kurs starten. Doch was sollten wir in der Zwischenzeit machen? Wir ziehen den Canyon vor!

Also erörterten wir unsere Möglichkeiten. Mehrtägige geführte Touren werden hier an jeder Ecke angeboten. Oder sollten wir einfach einen Bus besteigen, die sechsstündige Fahrt auf uns nehmen und auf eigene Faust losziehen?

In die Entscheidungsfindung floss natürlich auch unsere nicht ganz unproblematische Besteigung des im Vergleich lächerlich einfachen Tafelbergs ein.

Und schnell war klar: WIR MACHEN DAS ALLEINE!!!

Sicherheitshalber haben wir uns bei der Info in Arequipa aber noch eine offizielle Wanderkarte des Tales organisiert!

Schöner hätten wir sie auch nicht malen können!
Dann wurden noch zwei Plätze im Bus um drei Uhr morgens reserviert, zusammengepackt und versucht, ein paar Stunden Schlaf zu bekommen!

Die Nacht war wie erwartet sehr kurz. Gegen drei Uhr machten wir uns auf die sechsstündige Fahrt. Der erste Stopp war dann ca. drei Stunden später in Chivay zum Frühstücken. Der nächste kurz vor dem Cruz del Condor, denn die ersten Vögel wurden gesichtet.

Unsere ersten Eindrücke vom Colca Canyon
Kaum zu glauben!
Und "unser" erster Kondor!
Am Cruz del Condor selbst, sahen wir dann nur noch einen, dafür aber eine unglaubliche Menschenmenge!




Nachdem wir im Bus bei ca. 4.900 Metern die höchste Stelle der Fahrt überquert hatten, standen wir schlussendlich kurz vor Cabanaconde bei "nur" 3.300 Metern am Rande des beeindruckenden Canyons. Von hier aus konnten wir unser Ziel, die Oase von Sangalle, schon sehen.




Unser entferntes Ziel!
Und nochmal etwas größer
Bis wir dort ankommen sollten, stand uns aber noch ein Abstieg auf ca. 2.300 Meter und eine ordentliche Wanderung im Tal bevor. Wir hatten uns zwei bis drei Übernachtungen in den kleinen Dörfern im Tal vorgenommen.

Dann ging es los! Was anfangs noch ein relativ breiter und flacher Weg war, wurde bald zu einem steilen und schmalen Trampelpfad für Esel und Maultiere. Doch wir genossen es. Der Ausblick in die zweithöchste Schlucht der Welt war schon zu Beginn unglaublich!




Der Abstieg dauerte ungefähr drei Stunden und gegen Ende konnten wir kaum noch gehen. Also ergriffen wir in San Juan de Chuccho die erste Gelegenheit auf ein Zimmer für die Nacht. Nun ja, es war "basic"... aber nett.


Für meine Schuhe war der Abstieg zu viel...
Das auf dem "Höfemuseum-Gedächtnis-Ofen" zubereitete Abendessen war dann erstaunlich gut. Trotz der netten Unterhaltung mit einem englischen Arzt, der für drei Jahre in Lima tätig ist, lagen wir schon kurz nach Sonnenuntergang im Bett.


Am folgenden Morgen starteten wir nach dem Frühstück gegen neun Uhr die zweite Etappe. Wir wollten uns das Ziel offen lassen, je nach dem, wie weit uns unsere extrem "muskelverkaterten" Beine tragen würden. Es sollte so oder so die leichteste Etappe werden, da keine gröberen Höhenunterschiede zu erwarten waren.

Der erste nächste Ort namens Cosnirhua war nach ca. einer Stunde erreicht. Und hier sah es noch ursprünglicher aus, als in San Juan de Chuccho. Viel kann sich hier in den letzten Jahrhunderten nicht verändert haben!




Wir fühlten uns noch relativ gut und marschierten den kurzen Weg nach Malata weiter. Hier gab es dann sogar eine Kirche!




Der letzte Etappe dieses Tages führte uns schlussendlich bis in die Oase von Sangalle, die wir schon am Tag zuvor aus der Ferne bewunderten. Es wurde nochmal gefährlich und steil. Gefährlich aber vor allem, aufgrund von Steinschlag und Erdrutschen, die den schmalen Weg mehrmals "verschüttet" hatten.

Immer wieder...
...war der Weg verschüttet.
Da gab´s dann auch mal Stau...
Doch wir haben auch das gemeistert!
Und mit dem Ziel vor Augen, war es dann nur noch ein Spaziergang!
Nach dem Abstieg waren wir doch wieder ziemlich fertig und suchten nicht lange nach einer Unterkunft, sondern nahmen wieder die erstbeste. Der Pool war der Hammer! Das "Zimmer" auch...

Der Pool entschädigte dann für die Strapazen!
Mensch und Tier!
Außen klein!
Innen luftig!
Unsere Beine überredeten uns dann aber trotzdem, vor dem Aufstieg zurück an den Rand des Canyons doch zwei Nächte auszuruhen.

An diesem abgelegenen Ort zeigte sich wieder einmal, wie klein die Welt sein kann. Es übernachtete nur ein weiteres Pärchen hier - aus Innsbruck! Nach den beiden recht ereignislosen "Reha-Tagen" in der Oase, starteten wir den Aufstieg schon um fünf Uhr morgens, um der brennenden Sonne zu entkommen. Und es war eine gute Entscheidung, denn es war auch im Schatten relativ hart.




Auf der Flucht vor der Sonne!
Nach abermals drei Stunden erreichten wir den Rand und nach einer kurzen Jubelfeier machten wir uns noch auf den Weg nach Cabanaconde.

Der Weg nach Cabanaconde
Dort wurden uns zwei Sitze in einem Touribus angeboten, die wir dankend annahmen.

Bis zur Abfahrt blieb aber noch etwas Zeit, um die am Hauptplatz stattfindende Feier zu beobachten.






Irgendwann ging es dann los. Und der Touristenbus fuhr natürlich nicht non-stop zurück nach Arequipa. Wir hielten am Eingang des Tales, bei einer Kirche, am höchsten Punkt der Fahrt auf 4.900 Metern und leider auch zum gemeinsamen Mittagessen. Der beste Stopp war dann aber bei heißen Quellen in der Nähe von Chivay! Sehr heiß! Sehr angenehm für unsere schmerzenden Beine!

Zum Abschied nochmal fantastische Aussichten!
Auch auf die seit Jahrhunderten bewirtschafteten Terassen
Die "Inka-Brücke" war aus Alpacawolle! Und Stahlseilen...
Und sie führte zu den heißen Quellen! Ein Traum!
Der bislang höchste Punkt unserer Reise! 4.900m!
Alpacas gab´s in Hülle und Fülle!
Doch wir sahen auch deren wilde und gefährdete Verwandte, die Vicunas!
Nach ca. acht (!) Stunden kamen wir dann doch in Arequipa an und unser Zimmer im Hostal war auch schon (einen Tag früher als vereinbart) bereit.

So hatten wir noch einen Tag Zeit, um unsere Wunden zu versorgen und uns auszuruhen, bevor der Spanischkurs losging.

Dieser ist nun auch schon wieder vorbei und in ein paar Stunden geht es weiter nach Cusco. Wir hätten gerne schon früher gebloggt, doch unsere Lehrer sparten nicht mit "Tarea"!

Dazu aber mehr beim nächsten Mal!

Bis dahin!

Steffi und Skrivi





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