Donnerstag, 21. Februar 2013

Addo - Eulen kraulen, Tiere schauen, Katzen streicheln

Die Wahl unseres nächsten Backpackers war wieder eher ein Zufallsprodukt aber wieder goldrichtig! Wir wurden von John, dem Chef des Hauses, der auch als kanadischer Holzfäller durchgehen würde, früher als erwartet in Port Elisabeth abgeholt. Schon während der ca. 70 km langen Fahrt, sprudelten die Informationen über den Addo Elephant Park und Land und Leute nur so aus ihm heraus. Zum Beispiel gibt es neben den weltberühmten Big Five (Löwe, Büffel, Nashorn, Elefant und Leopard) auch noch die Small Five (Elefantenspitzmaus, Leopardenschildkröte, Mistkäfer und noch anderes Getier) und die Township Five (Kuh, Ziege, Schaf, Esel und Schwein). Der Park selbst ist der drittgrößte Südafrikas und hat nicht ganz die Größe der beiden Bezirke Kufstein und Kitzbühel zusammen. Es gibt darin ca. 2000 Elefanten, eine Sichtung sollte also machbar sein!

Nach der kurzen Fahrt waren wir in unserem Paradies angekommen! Im nur unweit eines der vielen Eingänge und sonst in totaler Abgeschiedenheit gelegenen "Orange Elephant Backpackers". Spartanisch aber nett eingerichtet, mit "Eco-Showers" im Freien und einer wenige Meter entfernten Bar ("Thirsty Herds"), die außer Schnaps, drei Biersorten und verdammt guter Musik eigentlich nicht viel zu bieten hatte aber trotzdem perfekt in die Idylle passte! Eine Oase der Ruhe!

Auf Anraten von John machten wir uns zu Fuß auf in Richtung des ca. 1 km entfernten "Reptile and Raptor Centre". Bei 40 Grad im Schatten. Und einer Luftfeuchtigkeit unter 50 %. Kein Vergleich zu feuchten 40 Grad in z.B. Thailand. Einfach nur drückend und der Körper sehnt sich nur nach einem: Wasser!

Im Centre angekommen, waren wir beinahe etwas schockiert: kein Eintrittshäuschen, nichts Einladendes, nur ein etwas schäbig wirkendes Areal mit einer frei hängenden Glocke am "Eingang". Wir läuteten und nach kurzer Zeit kam eine schwer tätowierte, junge Dame zu uns, um uns Einlass zu gewähren. Sie führte uns in eine Art Holzhütte, die unheimlich stickig und mit Terrarien vollgestopft war. Während sie uns eine (durchaus wunderschöne) Schlange nach der anderen umhing und uns über Herkunft und Lebensweise der jeweiligen Art aufklärte, waren wir überzeugt, am (für uns) falschen Ort zu sein.


Erst im Gespräch ergab sich, dass sämtliche Tiere unlieb gewordene Haustiere waren, aus schlechten Händen gerettet oder schwer verletzt wurden! Nach dem Schlangenhaus ging es ins Freie und wir konnten kaum glauben, was alles als Haustier "herhalten" muss: über eine Stachelschweinfamilie kamen wir zu Rieseneidechsen, Erdmännchen, Greifvögel, Caracals, Schakale (derzeit die einzigen "Gäste", werden also bald ausgewildert), Äffchen usw.
Also doch eine gute Sache!

Ach ja, das hätte ich ja beinahe vergessen: die Nähe zu den Tieren! Wir hatten ein Erdmännchen auf der Schulter, Eulen auf dem Arm, die sich bereitwillig kraulen ließen, waren im Gehege mit den Schakalen, "streichelten" einen riesigen Adler, bei dem wir nur aufpassen mussten, dass der daneben sitzende Riesengeier nicht nach unseren Fingern schnappte! Einfach unglaublich!



Die Dame war danach fast peinlich berührt, als wir ihr statt der 60 Rand jeweils 100 in die Hand drückten und ihr unsere Hochachtung für dieses Tierasyl aussprachen. Schön, dass es noch Idealisten gibt, denn staatliche Unterstützung oder dergleichen bekommen sie für ihr Wirken keine! Unglaubliche Erfahrung!

Den Abend verbrachten wir am Lagerfeuer vor dem Thirsty Herds bei lockeren Unterhaltungen und diversen (3/4 l) Flaschen Bier. Als eine Art Hilfskraft lernten wir den Xhosajungen Bunani kennen und führten mit ihm über geschätzte drei Stunden eine schon fast philosophische Unterhaltung. Nicht über Gott und die Welt! Über die Welt! Ihre Geschöpfe! Ihre Schönheit! Und vor allem, wie man dies wahrnehmen kann, wenn man denn nur hinschaut! Egal, wo man herkommt! Egal, was man darstellt oder darstellen will! Es ist nicht in Worte zu fassen, doch diese Begegnung war einfach unheimlich berührend und die spürbare Verbindung einfach unglaublich!

Am nächsten Morgen starteten wir zu unserem Game Drive in den Park. Nicht mit einem Landrover mit 20 erhöhten Sitzen. Auch nicht mit einem Reisebus, von denen wir später auch einige sehen sollten. Sondern nur wir beide und einer der Angestellten des Orange Elephant, den wir auch schon am Vorabend kennenlernten, in einem "normalen" Geländewagen. Und es war genau die richtige Art, den Park zu erkunden! Zu einem Bruchteil des Preises der oben erwähnten!

Die Elephanten ließen nicht lange auf sich warten. Erst nur ein Einzelner aus großer Entfernung. Im Verlauf der Fahrt sollten wir aber noch riesige Herden (bzw. mehrere auf einmal am Wasserloch) zu Gesicht bekommen und ihnen bis auf wenige Meter nahe kommen. Unglaublich! Der Park trägt seinen Namen zu Recht!


Auch die sonstigen Sichtungen waren aller Ehre wert: Büffel, Erdmännchen, Schildkröten, Warzenschweine (SEHR COOL!), Kudus, Zebras, Strauße, Elands und sonstige Antilopen, Schakale, unzählige wundersame Vögel,...


Die Chance, im riesigen Addo auf Löwen zu treffen, ist leider eher gering. Es gibt nur neun Stück davon. Und wer hat drei davon gesehen? Richtig! Wir!


Wir waren überwältigt (um "unglaublich" nicht überzustrapazieren)! Nach dem Addo gings ins nächste Township. Nicht als Tour! Wir mussten zum Bankomaten und vorher noch eine Angestellte des Elephant heimbringen. Wie uns vorhergesagt wurde, waren wir überrascht! Natürlich keine Prachtbauten aber durchwegs nette kleine Häuschen mit Garten, Strom, Wasser, teilweise Klimaanlagen und alles unerwartet sauber! Sicherlich kein Vergleich zu einem Township einer größeren Stadt. Aber trotzdem wurde wieder ein Vorurteil abgebaut. Wir verlängerten dann noch um einen Tag, denn eine Sache mussten wir in der Gegend noch erledigen. Der Abend wurde wieder am Lagerfeuer beendet. Sehr angenehm!

An unserem letzten Tag in Addo besuchten wir die "Daniell Breeding Station". Einerseits ein Aufzuchtprogramm für Geparden, die dann in Parks ausgewildert werden und andererseits ebenfalls eine Art Gnadenhof für Tiere, bei denen dies nicht mehr möglich ist. Und es war unglaublich! Neben den erwarteten Geparden, streichelten wir auch noch Caracals, Leoparden UND ZWEI HALBWÜCHSIGE LÖWEN! Diese beiden Jungs (Chuck und Norris) hatten eigentlich schon einen Platz in einem Reservat. Es stellte sich jedoch heraus, dass Löwen dort für viel Geld geschossen werden dürfen! Ganz legal, Löwen sind in Südafrika keine bedrohte Art! Also wurden sie mit Hilfe einer finanzkräftigen Amerikanerin (daher auch die Namen) zurückgeholt und ein riesiges Gehege für sie gebaut!




Alle betatschten Tiere genossen sichtlich die Streicheleinheiten. Und wir natürlich noch viel mehr!

Schweren Herzens mussten wir dann unser Paradies verlassen. Doch schon während der Fahrt im Baz Bus nach Chintsa lernten wir wieder unglaubliche (ja... schon wieder!) Menschen kennen und am Zielpunkt selbst erwartete uns schon der nächste Garten Eden! Dazu aber mehr im nächsten Beitrag!

Steffi und Skrivi

1 Kommentar:

  1. Hallo ihr beiden Weltenbummler!
    So nun habe ich es auch geschafft und den Blog endlich aktiviert. Eure Reiseberichte sind einfach super. Auch ich hätte noch einiges betreffend der Gastfreundschaft aus unserem bereits vor ca. 15 Jahren 4wöchigen Südafrikaaufenthaltes zu berichten. Ihr werdet noch staunen wie toll und ungezwungen und vor allem auch hilfsbereit die Leute dort sind.
    Ich wünsche Euch vor allem noch viel Freude, Ausdauer auf Eurer Weltreise.
    lg Andreas Makovec mit Fam.

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