Dienstag, 2. April 2013

Phnom Penh - Das andere Kambodscha

Nach der Tourismusretortenstadt Siem Reap, dem kleinen Kampong Thom und dessen ländlicher und ursprünglicher Umgebung, stand die Hauptstadt Phnom Penh als nächstes auf unserer Kambodschatour an. Das Busticket dorthin erstanden wir um USD 5,00 in unserem "Hotel" (die Anführungszeichen werden im Vorbeitrag erklärt). Die Fahrt dauerte ca. 4 Stunden und wir waren wieder einmal die einzigen Touristen.

Der Bus war alt, bot aber A/C und einen Fernseher, auf dem großteils kambodschanisches Karaoke gezeigt wurde (anfangs recht "interessant", nach einer  Viertelstunde aber nur noch nervtötend). Zwischendurch gab es aber auch einen seltsamen Film. Natürlich verstand ich kein Wort, doch es handelte sich um eine seltsame Kombination aus gruseligem Kriegsfilm mit bösen Japanern und Slapstick-Comedy im Stile von Luis de Funes. Die restlichen Passagiere genossen ihn sichtlich und zeigten dies durch schallendes Gelächter und aufgeregtes Geschnatter. Wir waren nur froh, dass der Singsang kurz Pause hatte.

Abgesetzt wurden wir am Central Market, mit dem Tuk Tuk ging´s weiter zum vorab via Internet gebuchten "Diamond Palace Hotel". Es war kein "Diamond Palace" aber für EUR 18,00 pro Nacht sehr akzeptabel. Dies war unsere Basis für die nächsten drei Tage. 

Für EUR 9 pro Person mehr als ausreichend. Mit (unwichtigem) TV und (SEHR wichtiger) A/C!
Die Stadt zeigte in diesen drei Tagen eine komplett andere Seite von Kambodscha. Natürlich mit chaotischem Verkehr, wie in Südostasien üblich. Doch alle paar Schritte steht man vor einer wunderbaren Parkanlage.

Nur einer der vielen Parks
Die ersten Hochhäuser stehen bereits und es wird fleißig an der Skyline gearbeitet. In dieser entstehenden Moderne, trifft man dann wieder auf Bettelmönche, die von Haus zu Haus ziehen und für Almosen ihren Segen sprechen.

Ablasshandel auf Buddhistisch: Segen für Nahrung (die kommt in den Topf)
Durch die (französische) Straßeneinteilung wurden uns unsere Erkundungen zudem erleichtert. Diese mussten wir aufgrund der Hitze großteils auf die Abendstunden verlegen.

Sonnenuntergang! Wenn die Hitze etwas erträglicher wird...
Genau so machten es auch die Einheimischen. Mit der Dämmerung versammelten sich unzählige in den Parks um locker zu joggen oder die aufgestellten Fitnessgeräte zu besetzen. Die Jugendlichen hatten hier jedoch etwas anderes vor: überall wurde zu Musik aus mitgebrachte Lautsprechern in Choreographien getanzt.

"Freiluftdisco" in Phnom Penh. Eine Box, ein Kommentator, viel Spaß!
Fasziniert setzten wir uns in den Rasen und bewunderten das Schauspiel. Und dann kam es zu einer Begegnung, die den Unterschied zwischen Kambodschanern und (zB) Thais deutlich macht:

Ein Junge sprach uns an. Wollte wissen, wo wir denn herkommen, wie uns Kambodscha gefällt, wo es als nächstes hingeht. Er meinte, dass er gerne mit Ausländern spricht, um sein Englisch zu verbessern. Genau bei diesem Satz ist es (zB) in Thailand Zeit, das Weite zu suchen, denn in der Regel folgt unmittelbar darauf ein überaus günstiges Angebot. ZB eine Gratisfahrt zu einem kleinen Tempel (mit anschließendem Besuch eines befreundeten Geschäftes oder Reisebüros). Doch es kam nichts der Gleichen.

Wir unterhielten uns einfach mit ihm. Er erklärte uns, dass die "Tanztreffs" in den Parks hier sehr populär seien und die Teilnehmer einen kleinen Betrag dafür zahlen müssten. Quasi eine günstige Alternative zu einer Disco. Partnerbörse auf Kambodschanisch. Nach einer halben Stunde verabschiedete er sich höflich, da er nun essen gehe. Also eine ganz normale Unterhaltung ohne Hintergedanken. 

So verhält es sich in Kambodscha recht häufig. Natürlich sprechen einen auch hier Tuk Tuk Fahrer oder Verkäufer auf den Märkten an und wollen ein Geschäft machen. Doch es gibt auch noch Unterhaltungen, die im Endeffekt kein Geld kosten. Und aus reinem Interesse geführt werden. In (zB, will ja nicht schlecht über Thailand schreiben) Thailand wartet man auf solche Erlebnisse meist vergeblich.

In einem starken Moment entschieden wir uns dann doch zu einer Wanderung während des Tages. Quer durch die Stadt. Von unserem im Süden gelegenen Hotel bis zum im Norden stehenden Wat Phnom Penh. Auf dem Weg wurde unser Eindruck einer schönen Stadt noch verstärkt.

Independence Monument
Auch ein Bild voller Widersprüche, wie man sie in Phnom Penh überall findet
Der Namensgebende Hügel (=Phnom) mit dem Wat Penh. Hier wurde die Stadt der Legende nach gegründet.
Aus dem geplanten Besuch des Königspalastes wurde leider nichts. Trotz unseres "Tempeloutfits" (lange Hose für mich und Steffi, Tuch für Steffi zur Schulterverhüllung), wurde uns der Einlass verwährt! Ein Tuch ist kein schulterbedeckendes Kleidungsstück! So streng wurde das bis jetzt noch nie durchgesetzt...

Wenigstens von außen haben wir ihn gesehen...
Ein weiterer Fixpunkt in Kambodscha war für mich die Auseinandersetzung mit der jüngeren Geschichte des Landes. Die Tatsache, dass die kurze Herrschaft der Khmer Rouge erst wenige Jahre vor meiner Geburt zu Ende ging, macht diese umso bedrückender.  Wir entschieden uns daher für den Besuch des "Toul Sleng Genocide Museum", der ehemaligen Folteranstalt S-21. 2012 war diese auch in den europäischen Medien wieder kurz ein Thema, da dem ehemaligen Leiter Kaing Guek Eav ("Duch") der Prozess gemacht wurde.

Einfach nur bedrückend!
20.000 Todesopfer allein in dieser kleinen "Schule". Insgesamt ca.  2 Millionen in 4 Jahren.
Phnom Penh zeigt meiner Meinung nach, dass Kambodscha auf einem sehr guten Weg ist. Wenn man bedenkt, dass die komplette Auflösung der Roten Khmer und die Öffnung des Landes noch keine 20 Jahre zurück liegt.

Unser Weg führte uns mittlerweile weiter nach Sihanoukville. Hier haben wir in drei Tagen eigentlich nur drei Aufgaben: ein Visum für Vietnam beantragen (bereits erledigt, dauerte beim Konsulat genau 5 Minuten und nicht 2-3 Tage über ein Tourist Office), zum Friseur gehen und an Pool und Strand entspannen!

Der nächste Beitrag kommt dann schon aus Vietnam!

Bis dahin!

Steffi und Skrivi

1 Kommentar:

  1. Ganz liebe Grüsse von den Handler Mädls und von Bawi Sind voll neidisch,weil bei uns der Winter einfach nicht abhaun will :)

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