Samstag, 30. März 2013

Der Weg nach Phnom Penh - Wieder Mal auf unsere Art

Jetzt fangen wir Mal etwas anders an! Mit den Franzosen! Mag sein, dass sie während ihres Indochinaabenteuers nicht viel Gutes zu Stande gebracht haben. Mag sein, dass sie schlussendlich für den Vietnamkrieg (mit)verantwortlich waren. Mag sein, dass sie daher auch die Ausweitung der Gräuel auf Laos und Kambodscha zu verantworten haben. Und vielleicht legten sie damit auch den Grundstein für die kurze aber unvergleichlich grausame Zeit unter den Roten Khmer. Und trotzdem möchte ich ihnen hiermit danken!

Und zwar dafür, dass sie den Kambodschanern das Brotbacken beigebracht haben! Ich hätte mir nie, nie, nie vorstellen können, dass mir etwas wie ein Baguette so viel Freude bereiten  kann! Kann es aber! Nach zwei Monaten mit entweder süßen, zu weichen oder ansonsten komischen "Brotersatzprodukten", war der erste Biss in ein frisches, noch warmes, knackiges, wunderbar duftendes Baguette ein himmlisches Vergnügen! DANKE!

Das wäre also erledigt. Zurück zu unserer Reise! Siem Reap ließen wir ohne größere Wehmut hinter uns. Die Tempel von Angkor waren beeindruckend, wir haben sie gesehen, es konnte weitergehen.

Die sechsstündige Direktfahrt mit dem Bus nach Phnom Penh kam für Steffi nicht in Frage. Also musste ein Zwischenziel her. Touristische Attraktionen bietet Kambodscha meines Wissens nur drei bis vier. Natürlich Angkor Wat, das kennt fast jeder! Wahrscheinlich Phnom Penh, sollte man sich auch anschauen, wenn man schon Mal hier ist! Vielleicht Abschnitte des Mekongs (hat man auch schon Mal gehört, Flußdelphine usw.) und ganz vielleicht die kleine Küste des Landes mit Sihanoukville (hab ich auch erst vor Ort kennengelernt).

Leider liegt davon nichts auf halbem Weg zwischen Siem Reap und Phnom Penh. Wir fanden in diesem Teil des Landes nur eine kleine Stadt namens Kampong Thom. Und die Busse zwischen den beiden größeren Städten machen hier fast ausnahmslos eine Pause. Im Internet fanden wir dann auch noch zwei Hotels. Eines um $ 150,00 pro Nacht, eines ohne Angaben und Kontakt- oder Buchungsmöglichkeit. Also ließen wir einen netten Herrn unseres (zweiten) Hotels in Siem Reap dort anrufen und kamen so auf einen Preis von $ 15,00 pro Nacht. Eine Nacht! Muss nicht viel bieten! Nehmen wir!

Später entdeckte Beiträge über dieses Etablissement ließen wir vorerst nicht an uns heran. Es soll sich gerüchteweise um ein als Karaokebar (5. Stock) getarntes geheimes Bordell handeln... Das letzte verfügbare Doppelzimmer wäre laut Auskunft des Hotels im 4. Stock und daher für ein Paar wie uns nicht zu empfehlen. Komisch, dass die das selber sagen... aber egal, dann eben eins mit zwei Einzelbetten im 2. Stock...

Die Fahrt im alten aber klimatisierten Bus war dann halb so schlimm. Wir waren nur die einzigen, die nach der Mittagspause nicht wieder in den Bus stiegen. Wir checkten ein... Das Zimmer war noch nicht ganz fertig, doch wir durften schon Mal unsere Rucksäcke darin abstellen. Die Putzfrau war in diesem Moment gerade bei der Arbeit.

Beim darauffolgenden Mittagessen stellte sich heraus, dass wir beide die leeren Kondomhüllen auf dem Boden gesehen haben. Sollte an den Internetbeiträgen tatsächlich etwas dran sein?

Steffi: "Neinneinnein! Das waren sicher Teeverpackungen!"
Martin: "Ja! Genau! Oder, oder, oder, so Haarschampooproben oder so!"
Steffi: "Ja! Aber sicher keine Kondomhüllen!"
Martin: "NEIN! Sicher nicht!"

Diese Verdrängungstaktik wirkte tatsächlich! Aber nur bis zum Bezug des Zimmers. Es war relativ sauber und auch sonst nicht das schlechteste bis jetzt! Nur dieser Geruch! Dieser unangenehme Geruch! Es roch einfach extrem nach Gummi! Und  zwar nicht nach dem Material Gummi, sondern nach einem frisch geöffneten Kondom! Ohne Bananen- oder Erdbeergeschmack!

Die Fliesen bis unter die Decke hatten sicher auch einen Grund...
Auch die eindeutigen Hinweise im Zimmer, dass Prostitution hier aber schon sowas von gar nicht geduldet wird, konnten uns jetzt nicht mehr helfen! Wir mussten raus! 

Aus dem Internet haben wir bereits in Siem Reap erfahren, dass es in der Nähe eine Tempelanlage namens Sambor Prei Kuk gäbe. 300 Jahre älter als die von Angkor und erst seit ein paar Jahren von den letzten Minen gesäubert. Touristisch anscheinend noch wenig erschlossen. Da müssen wir hin! (Die Alternative wäre das "Gummizimmer" gewesen!)

Wir schnappten uns also einen Tuk Tuk Fahrer (oder eigentlich umgekehrt) und konnten ihn durch unglaubliches Verhandlungsgeschick von $ 15,00 auf $ 14,00 für den jeweils ca. einstündigen Hin- und Rückweg plus Wartezeit herunterhandeln. Und schon ging´s los.

Die Fahrt selbst führte Großteils über Sandpisten. Vorbei an vertrockneten Reisfeldern und ab und zu einem Wasserbüffel in einer der letzten kleinen Lachen (Regenzeit steht erst wieder kurz bevor). Und wir kamen durch kambodschanische Dörfer. Ohne Tourismus. In denen die (wirklich) arme Landbevölkerung lebt. Allein deshalb hätte sich die Fahrt bereits ausgezahlt. Kein Vergleich zu Siem Reap, dass einzig und allein als Zubringer für Angkor dient und auch genau so aussieht.

Viele Touristen haben die Dorfkinder noch nicht gesehen! Aber alle haben fleißig gewunken!
Typisches Haus im ländlichen Kambodscha
Reisfelder während der Trockenzeit
Bei den Tempeln angekommen, verschafften wir uns einen kleinen Überblick. Es soll drei Anlagen geben, jeweils mit einem Haupt- und rings herum verteilten Nebentürmen. Karte oder dergleichen gab es keine. Den "Guide" nahmen wir nicht in Anspruch. Wir wollten selbst erkunden und es war die richtige Entscheidung!


Die Anlage ist wirklich nicht sonderlich gut in Schuss und man muss sich ohne Beschilderung durch den Wald "kämpfen". Doch genau das macht ihren Charme aus! 

Wir marschierten also los und jedesmal, wenn wir einen Steinhaufen sahen, fühlten wir uns wie Indiana Jones und Lara Croft! Meist fand sich in unmittelbarer Nähe dann auch wirklich ein Turm bzw. dessen Überreste. Kaum restauriert, schwer bewachsen, natürlich und schön! Wir haben dann auch tatsächlich alle drei Areale und im Anschluss auch den Ausgangspunkt gefunden!

Durch den Wald...
...über Stock und Stein!
Wir mussten uns die Ruinen verdienen!
Wurden aber belohnt! Der war schon schön!
Aber dieser! Der coolste Baum überhaupt! Von hinten...
...und von vorne!
Baum frisst Tempel
Die Anlage kann in Sachen Größe und Zustand natürlich nicht mit der von Angkor mithalten. Doch vieles macht eben diese Ursprünglichkeit und Naturbelassenheit weg. Wir haben hier genau zwei andere Touristen getroffen. Einerseits schade, andererseits auch gut so. Denn so bleibt Sambor Prei Kuk vielleicht noch ein paar Jahre im jetzigen Zustand!

Am Abend entschieden wir uns gegen einen Besuch des Karaokestockwerks. Die "Sängerinnen" vor unserem Hotel haben uns schon gereicht... Die Nacht verbrachten wir sicherheitshalber in unseren Schlafsäcken.

Wir sind mittlerweile schon seit zwei Tagen in Phnom Penh. Größer könnte der Unterschied zum Land kaum sein! Doch es ist eine überraschend schöne Stadt! Nicht nur wegen der herrlichen Baguettes...

Steffi und Skrivi

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